Wenn wir „Optimismus“ hören, denken wir an „positives Denken“, an Spaß haben, an ein Lebensgefühl des „High-Seins“.
Stimmt, das ist es schon. Doch gleichzeitig ist Optimismus noch viel mehr: es ist eine Lebensform.
Wir können wahrnehmen, dass ein Glas halbvoll ist oder halbleer – je nachdem, was wir fokussieren. Beides stimmt ja – und doch kommt darin eine Art und Weise zum Ausdruck, wie wir durch die Welt gehen. Freuen wir uns an dem, was noch da ist oder schauen wir darauf, was schon weg ist? Beides hat seine Berechtigung, wenn wir uns bewusst sind, was wir kommunizieren. So einfach? Nun, nicht ganz. „Optimistisch“ sein, das meint noch mehr.
Eine Optimistin, ein Optimist sieht sehr wohl, was veränderungswürdig ist. Im Gegensatz zu einer pessimistisch eingestellten Person bleibt er nicht bei der Feststellung „da kann man nichts machen“, sondern überlegt, was sehr wohl zu bewegen ist, am besten mit Gleichgesinnten im gemeinsamen Tun. Die Kräfte bündeln, darum geht es, und Wege ausfindig machen, die das ermöglichen. Dabei ist Leichtigkeit und Freude angesagt, etwas Spielerisches im Gemeinsamen, was eine Dynamik in Bewegung bringt, die oft zu Neuem führt, woran vorher gar nicht zu denken war. Herz, Bauch und Hirn bilden eine Einheit, freudiges Beisammensein und Tun ebenso.
Zwischen „Freude“ und Spaß“ besteht ein wesentlicher Unterschied: die „Spaßgesellschaft“ will Vergnügen am Fließband, häufig, um die innere Leere oder ein Unbehagen nicht zu fühlen, und dann wird Spaß zur Ablenkung. „Freude“ kommt vom Herzen und meint einen Zustand, in dem Momente des Glücks aufscheinen, bisweilen ein freudiger Zustand, wenn die Seele spricht; ihr Anliegen ist die spielerische Leichtigkeit des Miteinander-Seins. Es gibt immer einen Ausweg, eine Lösung, so andere Kulturen. „Das annehmen, was nicht zu ändern ist, kraftvoll das verändern, was zu ändern möglich ist, und die Weisheit, zwischen beidem zu unterscheiden.“
Die alten Griechen haben sich viel mit dem Thema „Glück“ beschäftigt, zu dem das Gefühl der Freude gehört. Es will erworben sein. Es gilt, einen Gleichklang herzustellen zwischen dem, was ich will, was möglich ist, und auch: „Ich kann, weil ich will, was ich muss“ – in der unterscheidenden Weisheit. Materielles führt nicht wirklich zu einem glücksbringenden Zustand, allenfalls kurzfristig. Tja, da gibt es auch eine Erklärung: die Welt des Materiellen braucht die Gier, das immer-mehr-haben-wollen, und die ist laut unseren alten Griechen eine – nun denn, Krankheit, wenn sie unser Leben ganz in ihren Fängen hat….
Wer ist HerrIn in meinem Haus? Welchem Götzen diene ich? Darauf haben die OptimistInnen eine klare Antwort: meiner bewußten Lebensgestaltung, dem Einklang von Denken und Intuition und Fokussierung auf kreative der Möglichkeiten in der Dynamik, das Ergebnis von Werteorientierung wie Gemeinsamkeit, Miteinander also statt Gegeneinander in Konkurrenz, Harmonie in der Lebensführung, Balance zwischen Arbeit und Ruhe – das Leben feiern, und zwar in jedem Moment, voller optimistischer Ausrichtung auf das Schöne, Witzige, Komische, Überraschende…und im Ausdruck der geteilten Freude und gemeinsamen Feiern.
Ja, es gibt Phasen, in denen Schattenseiten dominieren. Das gehört zum Leben. Nichts ist nur „schön“ oder nur “furchtbar“. Es gibt etwas Gutes im Schlechten und etwas Schlechtes im Guten… (Watzlawick) …wer in diesem Bewusstsein lebt, ist von Grund auf optimistisch. Dem Leben in allen seinen Facetten und dem Wandel zu vertrauen. Weil uns Optimismus beflügelt!
Prof. Dr. Irmela Neu